Liebe Lesende,
vom Spielzeughersteller Playmobil gibt es eine Kirche. Das Set ist auf Hochzeiten ausgerichtet. Ein Turm mit Hahn, bunte Fenster, ein festlich gekleidetes Brautpaar, sie mit Schleppe, er mit Zylinder, Blumenkinder, Ringe auf einem Kissen und eine Urkunde mit zwei Herzen.
In Deutschland gibt es allerdings in den meisten Kirchen viel mehr Beerdigungen als Trauungen. Trotzdem käme man vermutlich nicht auf die Idee, eine Trauerkapelle auf den Markt zu bringen.
Wir spielen lieber die schönen Dinge des Lebens. Es gibt vom gleichen Hersteller auch eine Arche Noah mit Noah und seiner Frau. Die liebt meine jüngste Tochter gerade ganz besonders. Das Schiff hat eine Rampe, über die die Tierpaare fröhlich an Bord gelangen können.
Die Rettung der Welt lässt sich gut spielen. Vielleicht verschenken wir Kindern und Enkeln auch deshalb so gerne Polizei-, Feuerwehr- oder Krankenwagen.
Spielerisch bleiben wir ungern dabei stehen, dass ein Einbrecher ins Haus eindringt, dass es brennt oder dass ein Unfall geschieht. Wir üben mit unseren Kindern ein, dass sich in den meisten Fällen etwas tun lässt. Und das spiegelt sich auch in frühen Berufswünschen wider. Bei vielen Kindern liegen Ärztin, Feuerwehrmann, Polizistin oder Pilot vorn.
Auch eine Weihnachtskrippe gibt es mit den Spielfiguren von Playmobil. Ein Stall. Maria, Josef und das Kind. Hirten, Schafe, Engel, ein Stern, Weise aus dem Morgenland mit Reittieren und Geschenken. Alles auf den ersten Blick wunderbar idyl- lisch, ähnlich wie bei der Hochzeitskirche.
Und so wundert es nicht, dass einer in der Playmobilkrippe (und in vielen anderen auch) fehlt. Wo ist Herodes? Der war zur Zeit der Geburt Jesu König in Israel. Sah sich in seiner Macht vom neugeborenen „König“ bedroht und setzte zu einer grausamen Verfolgung an. Ein Engel erscheint Jesu Vater Josef im Traum. So ist die Familie gewarnt und flieht nach Ägypten. Eigentlich gehört Herodes auch mit in die Weihnachtsgeschichte. Nicht direkt an die Krippe, denn er hat Jesus ja Gott sei Dank nicht gefunden, aber doch in ihre Nähe.
Vielleicht könnte Herodes uns gerade in dieser unruhigen, kriegs- und konfliktreichen Weihnachtszeit 2024 daran erinnern, dass auch beim ersten Weihnachtsfest vor über 2000 Jahren nicht alles idyllisch war. Und wie groß die Rettung war, die Gott uns mit dem kleinen Kind in der Krippe gebracht hat.
Ihr und Euer Pastor Sebastian Müller
Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette und ein letztes Glas im Steh'n...
Über vier Jahre war ich eure Pastorin. Mitten in der „Hochzeit“ einer Pandemie kam ich in die St. Nikolaigemeinde.
Was waren das für Zeiten!?
Die Aufstellungspredigt haben wir damals mit der Kamera in der Kirche aufgenommen. Ich saß allein in den Bänken und ihr habt vom Sofa aus zugeschaut. Wenig später konnten wir dann doch mit Abstand draußen gemeinsam feiern. Ein berührendes Erlebnis!
Und doch, ständig wechselten in diesen Monaten die Empfehlungen von RKI und Landeskirche, also mussten Ideen her: Zeltgottesdienste (wenn es kalt war mit bunten Decken), „Hoffnung zum Hören“ und Ausstellungen in der Kirche, „Auf Pastors Sofa“ mit kurzen Videoandachten, Stationenwege auf dem Pfarrgelände, eine „Outdoor-Krippe“ mit großen Strohfiguren und leuchtendem Stern, die dann, als Maria und Josef längst ausgezogen waren, viele Monate als Unterstand für „Juki-Post“ und Aktionen zum Mitmachen und Mitnehmen diente.
Irgendwann kehrte Normalität ein und Nachwuchs war unterwegs. Das Leben geht manchmal seine eigenen Wege. Ein Jahr Elternzeit und doch konnte ich nicht ganz ohne euch: Gottesdienste hier, „Kaffee mit Gott“ dort, „Lichtmomente“ (ein di- gitaler Adventskalender) und manchmal auch Lachen und Weinen mit euch.
Die einen sagen „Es war aber nur eine kurze Zeit“, die anderen sagen „Es fühlt sich an, als wäre sie schon lange hier.“
Es ist, was es ist: Eine sehr kostbare Zeit mit euch!
Mit euch im Kirchenvorstand, im Team, im Ehrenamt, mit euch am Küchentisch oder am Krankenbett, vor dem Altar oder am offenen Grab, am Taufbecken oder „zwischen Tür und Angel“, mit Kaffee oder Weinglas in den Händen.
Mein großer Dank an euch für alles Vertrauen, für alles Tragen und Mittragen in Kirchengemeinde und Region. Manches war sicher nicht einfach und doch habe ich nie daran gezweifelt, dass es Gott ist, der in unserer Mitte wirkt.
Für mich geht es ab dem 1. Dezember in die Klinikseelsorge an die Medizinische Hochschule Hannover.
Als Familie bleiben wir in Altwarmbüchen wohnen und deshalb sage ich: Gott behüte euch – bis wir uns sicher wiedersehen!
Ihre/Eure Pastorin Jessica Jähnert-Müller