Auf, auf Ihr Kinder des Lichts.

In allerlei Formen und Farben besitze ich sie. Viele, zu viele, würde mein Mann sagen. Die Rede ist von Taschen. Und in diesen Taschen befindet sich
meist allerlei Kleinkram: die Einkaufsquittungen, die ich eigentlich nie brauche und doch mitnehme, ein Labello mit Honiggeschmack und das schon
leicht klebrige Bonbon, die 5 Cent, die mir aus der Geldbörse gefallen sind, momentan oft auch ein Schnuller für den Notfall, wenn ich mit unserer Jüngsten unterwegs bin, mein Handy und natürlich der Schlüsselbund mit Haus- und Kirchenschlüssel.
Viel dürften sie nicht in ihren Taschen gehabt haben. Die, die damals um Jesus herum lagerten.
Etwas zu trinken vielleicht. Ein schützen- des Tuch gegen die Mittagshitze, eine Scheibe Brot - vermutlich kaum mehr. So haben sie am Berghang Platz genommen, haben ihre Taschen abgestellt, sind zur Ruhe gekommen und haben auf ein gutes Wort für sich und ihr Leben gewartet. Und während sie da saßen, sie vielleicht ihr Brot nahmen und Wasser teilten, sich zu- rücklehnten, die Augen schlossen oder sich fragten, wo sie hier mal zur Toilette gehen könnten, da kam sein Wort. Unver- mittelt und groß.
Selig seid ihr. Ihr seid das Salz der Erde. Das Licht der Welt.
Die Stadt auf dem Berg. Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten.
Das sind sie also. Die Auserwählten Gottes. Eine Menge von Menschen, halb geschafft und leicht verschwitzt, mit Ta- schen, die nicht viel hergaben. Eine Scheibe Brot, eine halbe Flasche Wasser.
5 Cent und ein schon leicht klebriges Bonbon.
Jesus hat groß von denen um ihn gedacht. Und wir dürfen auch lernen, groß von uns zu denken.
Also falls du es noch nicht gemacht hast: Denk heute mal für einen Moment groß von dir.
Auch du stellst dich jeden Tag dem Leben. Dem Schmerz und der Liebe. Das ist groß.
Jesus segnet an diesem Tag die, die auf dem Berghang um ihn herum lagerten.
All die unheiligen Heiligen.
Die, für die die Welt kaum etwas übrig hat. Menschen, die leiden.
Menschen, die für den Frieden arbeiten statt für Gewinn.
Menschen, die Erbarmen statt Rache üben.
Und er segnet uns. Spricht sein großes Licht- und Salzwort auch über uns. Die wir hier in diesem Leben sind, mit unseren halbleeren Taschen, unseren Begabun- gen und Schmerzen, unseren Geschichten und all den großen und kleinen Anteilen in uns.
Wir sind Gottes ganze Leuchtkraft.
Du und ich. Und für dieses Licht- und Salzwort gibt es keine Bedingung. Keine Auswahlverfahren, kein Assessment Cen- ter.
Jesus siebt nicht aus. Er segnet alle.
Herzliche Grüße!
Ihre/Eure Pastorin Jessica Jähnert-Müller