Schmelzen Butterblumen?

Kinder kommen manchmal auf ungewöhnliche Ideen. Sie wollen wissen, wie die Welt funktioniert und fragen nach. Hildegard Knef, Schauspielerin, Sängerin und Liedtexterin, hat einige Fragen ihrer Tochter zu einem Liedtext montiert. „Schmelzen Butterblumen?“, heißt der Song aus dem Jahr 1971. Da antwortet die Mutter: „Nein, sie schmelzen nicht.“ „Fliegen Vögel rückwärts? Nein, ich glaube nicht.“
Dieses Lied feiert die Weisheit von Kindern, feiert ihre Fantasie. Es ist eine Freude, mit Kindern zu philosophieren und gemeinsam Antworten zu finden. Wer auf Kinderfragen eingeht und sie nicht als lästig zurückweist, hilft ihnen ein Leben lang beharrlich nachzufragen, wenn etwas für sie unverständlich ist. Im Übrigen, was ist schon dabei, wenn Erwachsene zugeben müssen, dass sie selbst keine Antwort wissen.
„Lass deiner sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen“, heißt es in Psalm 40,17.
Ich höre, es ist meine Aufgabe, Fragen zu stellen und die Geheimnisse zwischen Himmel und Erde zu ergründen. Kinder können dabei ein Vorbild sein. Sie können uns anstecken mit ihrer Neugier und mit ihrer Intuition.
Die Älteren unter uns erinnern sich sicherich an Hildegard Knef. Sie war der erste Star von internationalem Rang nach dem Krieg. Sie hatte Höhen und Tiefen zu ver- kraften. Ihr Markenzeichen war ihre unverwechselbare Stimme, mal leise, fast zart, mal laut und und spröde. Hildegard Knef traute sich, was damals ein Tabu war, und machte ihre Krebserkrankung öffentlich. Sie war eine Kämpfernatur und ließ die Menschen teilhaben an ihrem Schicksal.
Beim Café mittendrin am 16. Oktober um 15 Uhr und im Gottesdienst am 26. Oktober um 11 Uhr erinnern wir uns an Hildegard Knef und feiern ihre Chansons.
Herzliche Einladung und herzliche Grüße,
Ihr / euer Pastor Karl-Martin Harms
Gesegnetes Land
Bei jedem Weg, den ich gehe, kann ich einem kleinen Stück zutrauen, gesegnetes Land zu sein. Ich verlangsame meine Schritte und setze bewusst einen Fuß vor den anderen. Wie sieht der Himmel über mir aus? Azurblau oder eher schiefergrau? Und was ist mir heute schon von oben her zugefallen?
Wenn mir jemand begegnet, lächle ich ihm oder ihr zu. Der Malerin, die eine Fas- sade streicht und dabei pfeift. Dem Herrn im Wintermantel, der schwer an seinen Einkaufstaschen schleppt. Vielleicht nehmen sie das Lächeln mit und geben es weiter.
Ich denke an die, die mir vertraut sind. Manche wohnen gleich um die Ecke, andere sind weit weg, ich werde sie lange nicht sehen. Die einen haben eben ein Baby bekommen, kurze Nächte und doch Schweben im Glück. Für andere ist das Leben mühselig, eine ist vom Beruf gestresst, einem anderen steht eine Operation bevor. Ich stelle mir vor, dass ich einen Lichtstrahl vom Himmel an sie schicken kann.
Dann schaue ich mich um nach dem, was sich am Rand entdecken lässt. Ein Junge hüpft pfeifend an mir vorbei. Sein Lied kenne ich nicht. Hunde beschnuppern einander, während ihre Besitzer:innen sich über das Wetter unterhalten. Über einen Zaun schaut eine Dahlie in Rosé. Ein Junge hüpft pfeifend an mir vorbei. Sein Lied kenne ich nicht. Wofür möchte ich ein „Danke“ zum Himmel schicken?
Gesegnetes Land, wo immer ich gehe. Überall könnte es sein, in meiner Nähe, an jedem Ort, zu jeder Zeit. Es wahrzunehmen, verändert meinen Tag. Und wer weiß, vielleicht sogar mein Leben.
Tina Willms