St. Nikolai im Wandel der Jahrhunderte

Die St.-Nikolai-Kirche ist mit ihren 800 Jahren bei weitem das älteste Gebäude in Kirchhorst und Umgebung. Zunächst war sie um 1200 eine kleine Kapelle, gebaut in romanischem Stil mit großen Findlingssteinen. Sie war das Zentrum von zerstreut liegenden Siedlungen am Rande der Moore nordöstlich von Hannover. In dieser Zeit regierten Feudalherren als Landesherrn, welche der adligen Familie v. Cramm dieses Gebiet um das damalige Horst als Lehen übergaben.

Die St.-Nikolai-Kirche wird 1329 zum ersten Mal schriftlich in den Urkunden von Burgdorf erwähnt, als die Familie v. Cramm zwei Pfund Silber aufbrachte, um St. Nikolai von der Muttergemeinde St. Pankratius zu lösen. Damit wurde St. Nikolai unabhängig und bekam ihrerseits noch die Ortschaften Stelle und Altwarmbüchen als kirchlichen Einzugsbereich. In mehreren Generationen baute die Familie v. Cramm die Kirche in dem damals modernen gotischen Stil völlig um: ein Turm aus Holz wurde vor dem damaligen Westausgang der Kirche errichtet. Der Eingang der Kirche kam auf die Südseite mit einer Vorhalle. Die Kirche wirkte nun sehr stattlich und wurde zu einem Wahrzeichen für die ganze Umgebung. Von dem Kirchturm läuteten die Glocken zu allen wichtigen Begebenheiten und gaben auch die rechte Uhrzeit an. Um 1400 ließ
St. Nikolai im Wandel der Jahrhundertedie Familie v. Cramm die Innenwände und vor allem den Chor mit Bildern (Fresken) ausmalen.

Um 1550 kam die Reformation nach Kirchhorst. Nun stand die Predigt im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Vorher war es die Feier der Heiligen Messe mit dem Abendmahl. Nun wurde eine Kanzel aufgestellt und die Gemeinde nahm auf Bänken Platz. Die Bibel, das geschriebene Wort, war nun das Wichtigste. Die Wand- und Deckengemälde wurden übertüncht, denn das Bild von der Marienverehrung erinnerte zu sehr an die katholische Zeit. Im 18./19. Jahrhundert baute man Emporen rings im Innenraum herum. Selbst im Chorraum wurde eine Empore errichtet. Hinzu kam im Chor der große Barockaltar, der von Andreas Cortnum, einem reichen Ratsherr aus Hannover, gestiftet wurde. Ein Foto von Ende des 19. Jahrhunderts zeigt, wie der Innenraum der Kirche völlig zugestellt war.

1898 fasste der damalige Pfarrer Uhlhorn die Idee, den Kirchenraum zu entrümpeln.
Dabei entdeckte er unter dem Verputz die mittelalterliche Wand- und Deckenmalerei und ließ sie restaurieren, so wie wir sie heute sehen mit der Krönung Mariens im Zentrum der Bemalung. Die Familie v. Cramm aus der Linie von Oelber bei Wolfenbüttel spendete zwei Glasfenster mit ihrem Wappen. Die drei Lilien wurden nun auch das Wappen von Kirchhorst.

Seit dieser Renovierung hat sich wenig im Kirchenraum verändert - abgesehen davon, dass 2015 der barocke Altaraufsatz durch das einfache Weidenkreuz, von Efeu umrankt, ersetzt wurde - vielleicht nur ein Provisorium? Das romanische Kruzifix, das ursprünglich an der Schwelle zum Chorraum hing, wurde 1970 als Geschenk der St.-Nikolai-Kirche an die neugegründete Christophoruskirche in Altwarmbüchen übergeben.

Was schätzen wir am meisten an der heutigen Kirche? Sie strahlt eine feierliche Ruhe und Geborgenheit aus. Hier ist ein Platz, wo man beten und Gottesdienste feiern kann.

Klaus Busch