St. Nikolai wurde im 16. Jahrhundert evangelisch. Was wissen wir über diese Zeit? Ein wertvolles Zeugnis ist das farbige Epitaph (Grabbildnis), das im Jahr 1579 von der Familie von Cramm im Chorraum aufgestellt wurde. Diese Familie stellte seit dem 13. Jahrhundert die weltlichen Vorsteher (Patron) der Kirche. Das Mittelalter mit den vielen Heiligenfiguren war vorbei. Wer etwas zu sagen hatte, der wollte sich selbst darstellen und das im Stil der Renaissance mit Dreiecken, Quadraten und Säulen, wie es in der Antike in Griechenland üblich war.

Die Familie von Cramm war auch geistig auf der Höhe ihrer Zeit. Das zeigte sie mit dem Bild in der Mitte des Grabmahls. Dargestellt ist die Dreieinigkeit mit Vater (in blau), Sohn (in rot) und Heiligem Geist (weiße Taube). Vater und Sohn stehen auf der Weltkugel. Sie zeigen damit, wer die Macht auf Erden hat. Dass die Welt eine Kugel war, das wusste man erst seit wenigen Jahren, als 1521 Portugiesen unter Magellan die Welt umsegelten.

Im unteren Bild kniet die Familie von Cramm betend auf Samtkissen. Vater und Sohn trauern um die Gemahlin bzw. Mutter, geb. Veltheim. Alle drei Personen zeigen sich in ihren reich geschmückten Festkleidern, so wie sie gerne gesehen werden wollten. Umrahmt ist das Grabmahl mit kunstvoll geschnitzten Wappen: links aus der Ahnenreihe der Familie von Cramm, rechts aus der Familie von Veltheim. Viele dieser Namen wie Schulenburg, Rheden und Moenchhausen sind uns aus der fruchtbaren Hildesheimer Börde im Süden von Hannover bekannt, wo diese Familien auch heute noch reiche Landgüter besitzen. Die Familie von Moenchhausen (heute Münchhausen) ist in beiden Ahnenreihen vertreten. Die Ahnen­reihe soll zeigen, wie einflussreich die Familie von Cramm damals war.  Noch heute kommen Mitglieder dieser Familien nach Kirchhorst, um dieses frühe Bild ihrer Ahnen zu sehen.