Auf den Spuren der Familie von Cramm

Die Familie von Cramm hat für die Geschichte von Kirchhorst und für St. Nikolai eine große Bedeutung. Sie ist gleich dreifach in der Kirche dokumentiert. Aus den Annalen ist bekannt, dass die Familie von Cramm im Jahre 1329 für zwei Mark puren Silbers das Dorf Horst von Burgdorf loslösen konnte. Damit wurden die Horster frei und konnten eine eigene Kirche gründen. Und aus Horst wurde Kirchhorst. Die Familie v. Cramm wurde zum Kirchenpatron erwählt und erhielt damit das Recht, den Pfarrer förmlich in sein Amt einzuführen und mit Kirche und Pfarrgut zu belehnen. Sie durfte auch den Zehnten bei den Bewohnern in Großhorst und Kirchhorst einziehen. Die Umge­staltung der Kirche im gotischen Steil und die Ausmalung des Innenraums um 1400 ist sicherlich mit der finanziellen Unterstützung der Familie von Cramm geschehen.

 

In der Kirche erscheint der Name der Familie v. Cramm zum ersten Mal in einem farbigen Gedenktafel (Epitaph) mit der Jahreszahl 1579 zum Andenken an Aschwin von Cramm, seiner Frau Anna geb. von Veltheim und deren Sohn Aschwin. Das Grabmahl ist in reichem Renaissancestiel gefertigt.  Umrahmt ist das Epitaph mit den Wappen der Adelsfamilien v. Schulen­burg, v. Moenchhausen, v. Marienholz, v. Rheden, v. Rautenberg, v. Stutterheim, v. Heringen, v. Heimburg und v. Schleinitz. Diese Adelsfamilien waren mit den Familien v. Cramm und von Veltheim verwandt. Einige dieser Namen sind uns heute noch als Ortsnamen im Süden von Hannover bekannt.

Ein drittes Dokument der Familie v. Cramm stammt aus dem Jahr 1898, als die Brüder Burchard und Edgar v. Cramm je ein farbiges Glasfenster zur Renovierung der Kirche stifteten. Ihr Wappen besteht aus drei Lilien, die heute auch Teil des Wappens von Isernhagen sind. Ob Burchard v. Cramm der Vater von Gottfried von Cramm, dem berühmten Tennisbaron der 30-iger Jahre war, kann nicht eindeutig belegt werden.

Die Familie von Cramm hatte ihren Stammsitz in Oelber im Landkreis Wolfenbüttel, wo heute noch ihr Schloss steht, das als ursprüngliche Wasserburg bis ins 12. Jahrhunderts zurückreicht (Wikipedia, 2011). Die Braunschweiger Herzöge waren Lehnsherren für die Burgherren. Angehörige der Familie von Cramm dienten den Welfenherzögen als Ritter, Kriegsherrn, Kammerherrn und Minister. Besondere Bedeutung erhielt Aschwin IV, ein Söldnerführer im 16. Jahrhundert. Martin Luther widmete ihm die Schrift „Ob ein Kriegsmann auch selig werden kann“. Vermutlich geht das Renaissance-Epitaph in der St. Nikolaikirche von 1579 auf ihn oder seinen Sohn Aschwin zurück.