Der Himmelsleiter-Grabstein

Der Himmelsleiter-Grabstein gibt nicht nur Informationen darüber, wer bei diesem Grabstein bestattet wurde. Vielmehr gibt er auch Auskunft darüber, welche Glaubensvorstellungen und Hoffnungen mit diesem Stein verbunden sind. Die Aussage unseres HimmelsleiterGrabsteins herauszuarbeiten war das Thema meiner Masterarbeit, mit der ich mein Lehramtsstudium erfolgreich abgeschlossen habe.

Das Thema war mir eine wahre Herzensangelegenheit. Durch meine Arbeit habe ich vieles über unsere Friedhofsgeschichte und unseren Grabstein erfahren. Im Folgenden möchte ich einen kleinen Einblick in meine Ergebnisse geben. Ein besonderes Augenmerk lege ich auf den Bildteil des HimmelsleiterGrabsteins.

Bei meiner Recherche fand ich heraus, dass dieser Grabstein ursprünglich einmal bemalt war. Was auf mich anfänglich einzigartig wirkte. Es stellte sich später aber als für die Zeit typisch heraus. Durch die Bemalung wird der Bildteil noch ausdrucksstärker gewesen sein. Das Bild erzählt durch jedes einzelne Element von der Hoffnung der Auferstehung. Mit der Verbildlichung von Jakobs Traum mit der Himmelsleiter erfolgt dieses in einer sehr offensichtlichen Weise.

Doch nicht nur das Offensichtliche spiegelt den Glauben wider. Der Stein vermittelt eine direkte Verbindung zwischen dem Himmelreich und der Erde. Dass ein Leben nach dem Tod im Himmelreich möglich ist, ist allein durch die Nachfolge Der Himmelsleiter-Grabstein Christi geregelt. Auch ist die Gegenwärtigkeit Gottes auf dem Stein präsent. Dieses wird durch das Auge Gottes mit Glorie zum Ausdruck gebracht. Die hebräischen Zeichen stehen für das Wort „Siehe!“ und können daher zum Auge Gottes hinzugezählt werden, welches sich in dem Dreieck für die Dreifaltigkeit befindet. Der Verstorbene kann gewiss sein, egal wohin ihn der Weg des Todes führen wird, Gott wird bei ihm sein und ihn beschützen. Die Hinterbliebenen wissen ihren Entschlafenen in der sicheren Obhut bei Gott. Aber auch sie sind in ihrer Trauer nicht alleine. Sie sollen das wachsame Auge Gottes auf sich spüren.

Unterstrichen wird der Glaube an die Auferstehung durch die weitere Ausschmückung des Bildteils. Auch der Baum ist aufgeladen mit vielfältiger Hoffnung auf Unendlichkeit und somit das ewige Leben durch die Auferstehung. Es vermag kaum aufzufallen, aber die abgesägten Äste erscheinen mir auf diesem Stein nicht unbedacht gewählt zu sein. Ein gefällter Baum symbolisiert das viel zu kurze Leben. Die Bäume auf dem Grabstein sind nicht gefällt, jedoch sind von ihnen Äste entfernt. Es wird ein zu kurzes Leben beklagt, doch scheint dieses Schicksal angenommen zu sein, denn durch die Kraft des Glaubens ist der Verstorbene in Gottes Hand.

Hierfür stehen auch die Blüten. Das, was im Bildteil dargestellt wird, soll mit dem Verstorbenen in Verbindung gebracht werden. Es entsteht der Eindruck, dass der Verstorbene wie Jakob von Gott beschützt wird. Er, der entschlafene, der „in der Erde nieder“ liegt, soll die Himmelsleiter sehen und diese hinaufsteigen können wie die Engel. Beschützt wird dieses von dem Auge Gottes.

In Anbetracht dieser Aussage stellt sich die Frage, ob es sich bei dem vermeintlich dargestellten Jakob um den Verstorbenen handelt. Gewiss ist die Darstellung so klein, dass nicht explizit von einem Portrait gesprochen werden kann. Jedoch wäre es nicht unüblich, wenn diese Person den Toten verkörpert.

Der Punkt, an dem die Leiter den Boden berührt, ist das Tor zum Himmelreich. An der Stelle, an der die Himmelsleiter aus Jakobs Traum die Erde berührt hat, setzte Jakob einen Stein als Kennzeichnung und Erinnerung.

Dieses zeigt, wie eng die Jakobserzählung mit dem Leben des Verstorbenen verwoben wird. Ihm wird zum Gedächtnis dieser Stein gesetzt, der seine letzte Ruhestätte markiert. Im übertragenen Sinn kann hieraus gelesen werden, dass auch dies ein Ort ist, an dem die Himmelsleiter stand, als der Tote auf ihr aufgestiegen ist ins Himmelreich.

Stephanie Schebesta